DSID008 Ist Essen das neue Statussymbol?

Essen ist der neue Pop. Wie wir uns ernähren, ist ein moralisches, ethisch aufgeladenes Thema. Der Hashtag #foodporn bei Instagram hat 149 Mio Einträge, #food gar 257 Mio. Einträge. Wissen über Essen hebt heute den sozialen Status. Unsere Großmutter musste sich noch “an die Küche fesseln lassen”, unsere Mütter hinter dem Herd haben eine Rebellion gestartet, und heute ist es eine Ehre, die Muße zum Kochen zu finden. Restaurants und Veranstaltungen zum Thema Essen haben Clubs als angesagte Orte ersetzt. Man ist cool, wenn man weiß, wo es den besten Burger oder Supper Club gibt. Woher kommt diese Bewegung, und welche Auswirkungen hat sie auf die Industrie? Dies und vieles mehr gibt es in der 8. Folge.

Wie sind Eure Erfahrungen zum Thema Essen? Hinterlasst uns doch eine Audiobotschaft auf unserem Anrufbeantworter 030 – 610 900 25 812.

Shownotes
Michael Pollan – Kochen. Eine Naturgeschichte der Transformation ♦ Richard David Precht – Tiere denken: Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen  ♦ Jonathan Safran Foer – Tiere essen ♦ Foodwatch – Zahlen und Fakten zum Thema Bio Lebensmittel ♦ Mark Post – Stamzellburger ♦  The Sounds of Massimo Bottura’s Lasagna ♦ Film We feed the World

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6 Antworten auf „DSID008 Ist Essen das neue Statussymbol?“

  1. Hmm, wie so oft bei Ernährung erklärt man sich sein eigenes Verhalten als rational/öko. Darauf fallt ihr auch rein (und nein, ich schließe mich da nicht aus).

    Ein Beispiel: Die Massentierzucht produziert deswegen so viel billiges Fleisch, *weil* sie so effizient ist. Und zwar beim Einsatz aller Ressourcen: Geld, Miete, Tage der Fütterung bis zur Schlachtung, Arbeitszeit, … Wenn man jetzt gutes Biofleisch aus Freilandhaltung mit glücklichen Kühen kauft, steckt man von allem mehr rein. Ja, den Tieren geht es besser (am Ende wird das Tier aber auch getötet). Aber was den Einsatz von Ressourcen angeht, verbessert man durch den Kauf von Biofleisch quasi nix. Der Einsatz von Ressourcen bestimmt am Ende den Preis. Punkt. Ob du jetzt dreimal die Woche gutes Fleisch für 50€ kaufst und isst, oder fünfmal die Woche schlechtes Fleisch für 50€, macht – was den Ressourceneinsatz angeht – keinen großen Unterschied. Auf das Tierleid schon, auf die Ressourcen aber nicht. Man redet sich das gerne schön, aber bei Ernährung hat man wie im Leben nicht auflösbare Zielkonflikte.

    Ob man jetzt versucht, seinen eigenen Genuss zu optimieren, den Ressourceneinsatz zu verringern oder das Tierleid so gut wie möglich zu vermeiden: Alles auf einmal geht nicht. Außer man verzichtet auf Fleisch, weil man es nicht mag.

  2. Ich schreibe hier, was ich noch auf euren Anrufbeantworter ansprechen möchte auf. Ich mache dies deshalb, damit ich hier meine Aussage mittels Angaben von Quellen belegen zu können.

    Erstmal finde ich viele Themen die Ihr in der Sendung ansprecht unterstützenswert. Zum dem Punkt, dass Fleisch viel zu preiswert ist und dass die externen Kosten auf die Allgemeinheit umgelegt wird. Die EU subventioniert Aggrarprodukte mit knapp 40 % des EU-Etats.

    Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eu-agrarpolitik-kritik-an-foerderung-fuer-landwirtschaft-a-1157016.html

    Darüber hinaus enstehen Kosten, die nicht in der Bilanz aufgeführt werden und somit nicht bei der Preisbildung berücksichtigt werden. Beispielsweise werden in Deutschland eine große Menge von Antibiotika hinzu gegeben, damit die Tiere “Gesund bleiben.” Die Folgen sind immer mehr resistente Bakterien etc. Die Form dieser Kosten werden nirgends in der Bilanz der Produzenten zu finden sein. Die Allgemeinheit bezahlt dafür in Form von, dass Menschen sterben oder halt über steigende Kosten im Gesundheitssystem.

    Quelle:

    http://www.sueddeutsche.de/news/wirtschaft/agrar-mehr-antibiotika-fuer-tiermast-abgegeben-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140801-99-00677

    Auch die Kostenexplosion beim Grundwasser geht überwiegend darauf zurück, dass unter der Schwarz-Gelben Regierung die Gülleverordnung gelockert wurden und Bauern wesentlich mehr Gülle auf ihre Felder ausbringen dürfen. Nun muss das Grundwasser von Nitrat gereinigt werden. Auch dass die EU-Deutschland verklagt, weil wir die gesetzlichen Grenzwerte nicht einhalten, scheint kaum jemanden zum umdenken zu bewegen.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/nitrat-im-grundwasser-eu-reicht-klage-gegen-deutschland-ein-a-1120036.html

    Doku zu dem Thema: Armes Schwein – dickes Geschäft: https://www.youtube.com/watch?v=XzLOvmqnNb8

    Bei allem, was über Essen in der Sendung gesprochen wurde, sind mir historische Aspekte etwas zu wenig gekommen.

    In dem Buch “Arm und Reich” von Jared Diamond geht dieser der Frage nach, wieso Arm und Reich auf der Welt gibtund führt dies auf seinen historischen Ursprung zurück.

    Um das Buch in ein paar Punkte zusammen zu fassen, Jared Diamond kann nachweisen, dass die Geographie und die Verteilung von domestizierbaren, Pflanzen und Tieren entscheidend dafür sind, wieso manche Kulturen aufgestiegen sind und andere untergegangen sind.

    Das hat was mit der Kaloriendichte und Lagerfähigkeit von Getreidesorten zu tun und die Ertragssteigerung durch die Domestizierung von Tier und Nahrungserweiterung durch Tiere.

    Beispielsweise Das Pferd lässt sich vor den Pflug spannen und damit den Ertrag der Felder steigern. das Pferd hatten die Ureinwohner von Amerika nicht, da die Kolonisten dies erst mitbrachten. Genauso Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe. Hühner.

    Erst durch die hohe Anzahl von Kalorien wurde es erst möglich, dass Menschen erstmals in großer Zahl auftraten und, dass auch Menschen von der Arbeit sich selbst zu ernähren, befreit wurden.

    Beispielsweise musste eine Gesellschaft für einen Händler den sie auf den Weg schicken wollten, die Nahrung zur Verfügung stellen und Überkapazitäten produzieren damit diese auch was Handeln konnte. Oder Menschen Forschung betreiben können.

    Heutzutage ernährt ein Landwirt ca. 145 Menschen, die dadurch von Nahrungserzeugung befreit sind und somit sich anderen Tätigkeiten widmen.

    Quelle: https://www.topagrar.com/news/Schwein-News-Schwein-Ein-Landwirt-ernaehrt-145-Menschen-2839197.html

    Auch sorgte das intensive Zusammenleben zwischen Mensch und Nutztier dafür, dass es zu Zoonosen kam. Das sind Krankheiten die vom Tier auf den Menschen übergegangen sind. Beispielsweise sind die Pocken eine Krankheit die vom Schwein auf den Menschen übertragen wurde. Durch Evolution bzw. natürliche Auslese, entwickelten sich Resistenzen dagegen. Dies kam den Kolonisten in Amerika ebenfalls zum Vorteil da die Ureinwohner keine Resistenzen hatten, starben viele Ureinwohner bevor sie einen Europäer gesehen haben.

    Wen das Thema interessiert, dem empfehle ich das Buch Arm und Reich von Jared Diamond

    https://www.amazon.de/Arm-Reich-Jared-Diamond/dp/3596149673/

    Oder die 3 teilige Dokumentation Kampf der Zivilisationen

    Teil 1. https://www.youtube.com/watch?v=UT4m7TYLxF4
    Teil 2 https://www.youtube.com/watch?v=44ZrNVwx3hI
    Teil 3 https://www.youtube.com/watch?v=lH1hn4GPZ3E

    Zum Schluss möchte ich noch zu etwas positiven kommen, dass es Bewegungen gibt um Lebensmittelverschwendung zu verhindern.

    Deshalb möchte ich auf die App too Good to Go aufmerksam machen. Darin geht es darum, dass man Lebensmittel zu einen günstigen Preis bekommt , bevor Sie weggeworfen werden.

    http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/die-gruender/app-gegen-lebensmittelverschwendung-too-good-to-go-15181686.html

  3. Insekten sind auch Tiere.

    Also wenn es Euch darum ging, dass man keine Tiere mehr essen soll, sind Insekten auch keine Alternative.

    Da ist zwar die Energiebilanz besser, aber konsequent ist das dann eben auch nicht.

  4. Zweieinhalb Anmerkungen:
    Die Wasserverbrauchszahlen für die Weidewirtschaft stimmen nicht mit den Lehrbüchern der Veterinärmedizin oder der Landwirtschaft überein denn sie sind künstlich hochgerechnet. Was im Interesse derer ist, die sie lancieren. Ganz vorne mit dabei die Tierrechtler von Peta, die in Verbindung mit der A.L.F. stehen.

    Ein herkömliches Ganzjahresweiderind mit einer mittlereren Jahresmilchleistung von 45 Litern am Tag benötigt im Schnitt gerade einmal 15 Liter Wasser am Tag zusätzlich zu der bereits im Futter enthaltenen Flüssigkeit. Desweiteren ist das Wasser auch nicht weg sondern wird effektiv zu Milch. Somit spart der Mensch sogar 35 Liter Trinkwasser die die Kuh für ihn aus Weide gewinnt.

    Zum anderen müsst ihr bei der Kalorienberechnung auch bedenken dass die meisten Tiere für den Menschen unverwertbare Pfanzenfasern in verwertbares Muskelprotein umwandeln. Man denke an die Eskimos oder die noch immer existierenden Nomaden in Zentralasien. Dort wird aus der ansonsten unverwertbaren Akazie und dem dörren Gräsern Milch und Ziegenfleisch.

    Viele Arten sind auch nur deswegen hier in Europa, weil der Mensch Weidewirtschaft betreibt. Die Flächen die Bürokratisch so schön als Dauergrünland bezeichnet werden, Heiden und teils auch Moore würden ohne die Weidetierhaltung gar nicht existieren können. Ein Wegfall der Tierhaltung betrifft dann ganze Ökosysteme von Kräutern, über Insekten, Bodenbrüter, Geier, etc bis zum Wolf und Bär.
    Dass die industrielle Tierhaltung durchaus enorme Schäden anrichtet, insbesondere in Konzentrationszonen wie Bayern und Niedersachsen, ist absolut unbestritten. Die Massentierhaltung müsste wieder auf bäuerliche Strukturen umgestellt werden wie sie von Demeter gefordert und gefördert werden. Und zum anderen müssen die EU-Vorschriften die eine Selbstversorgung behindern weg. Früher wusste jeder zwölfjährige wie ein Schwein/Schaf/Hase/Huhn von Omas kleinem Hof geschlachtet wird.

    1. Das wichtigste habe ich natürlich vergessen:

      Leben erfordert den Tod eines anderen Leben, denn es ist von der Natur so vorgesehen dass Organismen sich gegenseitig verstoffwechseln. Egal ob sie Wurzeln oder zwei bis 200 Beine haben.

    2. Wie kommst Du auf die Zahl von 15 Liter Wasser pro Kuh und Tag bei einer mittleren Jahresmilchleistung von 45 Liter/ Tag?
      Das scheint mir völlig aus der Luft gegriffen zu sein.
      Begründung:
      1.] Milch besteht zu 87% aus Wasser (https://de.wikipedia.org/wiki/Milch#Zusammensetzung), dass heißt die Kuh muss alleine zur Erzeugung des Wasseranteils der Milch fast 40 Liter pro Tag über Futter und Tränkwasser aufnehmen.
      2.] Angenommen in Deinem Beispiel würde es sich um eine Kuh in Deutschland in Weidehaltung handeln, dann könnte diese von März bis Oktober in einem Jahr mit sehr günstiger Witterung auf der Weide den größten Teil ihres Futterbedarfes stillen und durch den Wassergehalt des Grünladnaufwuchses und den Tau oder Regen der darauf wäre einen Teil, der allerdings weit unter der Hälfte des Wasserbedarfs wäre, decken. Bleiben noch 4 Monate in denen im Stall gefüttert würde, mit Silage und/oder Heu. Vier Monate in denen kaum Wasser aus dem Futter zur Verfügung stünde und komplett durch Leitungs- oder Brunnenwasser gedeckt werden müsste.
      3.] Eine Kuh muss Urin ausscheiden. Da Kühe einen für menschliche Verhältnisse unvorstellbar aktiven Stoffwechsel haben fallen natürlich allerhand Abfallprodukte an, die über die Nieren entsorgt werden müssen. Desweiteren können Kühe nicht schwitzen, sodass sie sich an heißen Tagen (Komforttemperatur einer laktierenden Kuh wegen des hohen Stoffewechsels ist 20°C niedriger als beim Menschen https://www.landwirt.com/Stallklima-in-Rinderstallungen-Teil-2-Rinder-benoetigen-beste-Luftqualitaet-um-optimale-Leistungen-,,7810,,Bericht.html ) auch durch Trinken und Urinieren versuchen zu kühlen. Das bedeutet, dass eine Kuh die 40 Liter Milch gibt an einem heißen Sommertag weit über 100 Liter Wasser trinkt. Aber auch unter normalen Umständen fallen 40 Liter Urin an ( https://www.deutschlandfunk.de/wie-viel-pipi-macht-die-kuh.697.de.html?dram:article_id=241886 )

      Wie Du auf 15 Liter Wasser kommst ist mir echt schleierhaft, selbst wenn man alle Prämissen in der für Dich günstigsten Art und Weise trifft.

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